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Folge dem weißen Hasen - 2024
Heute habe ich meine Reise begonnen. Ich habe wirklich lange gebraucht, um mir meine Freiheit zu erkaufen, doch jetzt freue ich mich richtig auf das, was ich noch erleben werde.
Ich bin kaum zur Tür raus und da ist mir doch tatsächlich ein weißes Kaninchen über den Weg gelaufen. Es hat etwas merkwürdig gewirkt, deswegen bin ich ihm sofort gefolgt. Schnell war es in den Büschen verschwunden, aber ich konnte immerhin seine Spur verfolgen. 

Diese hat mich gefühlt durch das ganze Land geführt, ich musste über Wiesen und Steine, durch Wälder und auch den Fluss überqueren. Das war das erste Mal, dass ich die Spur des Kaninchens fast verloren hatte, das zweite Mal war wegen der reisenden Kaufleuten, denen ich begegnet bin. So viele Tücher gab es auf dem Markt selten, doch das Kaninchen ist natürlich wichtiger gewesen und mir hat leider die Zeit gefehlt, die Ware anzuschauen und die eine oder andere Geschichte aus der Heimat der Kaufleute zu hören. Doch zum Glück habe ich schließlich den Bau gefunden, in den das Tier geschlüpft sein muss.

Das Loch schien zu vibrieren, als ob es gleich verschwinden würde. Also habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und bin einfach reingesprungen ...


IM KANINCHENBAU
 
So etwas Seltsames war mir bisher noch nie passiert. Nach dem Sprung in das Kaninchenloch fiel ich in eine endlose Tiefe und geriet in eine Art Wirbel, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Farben und Formen wirbelten umher, es war schlicht und einfach magisch.

So viel Magie, die mir in Erinnerung rief, was ich nun alles verpassen würde. Denn gerade gibt es so viele schöne Ereignisse in Feo rund um die Liebe und auch Freundschaft. Es war nicht einfach gewesen, alle Informationen darüber zusammen zu tragen, um das Wissen mit allen Kriegern teilen zu können, damit sie alle an den Festlichkeiten teilnehmen können.

Zum Glück hörte das Drehen irgendwann auf, mir wurde schon etwas komisch. Aber ich fiel immer noch nach unten, ohne das Gefühl zu haben, zu fallen. Zuerst war der Tunnel eng und schmal, wurde dann aber immer breiter wie in einer richtigen Höhle. Die Wände und die Luft waren voll mit unbeschreiblichem Krimskrams, teilweise Dinge, die ich noch die gesehen hatte. Es war furchtbar interessant! Leider war es mir nicht möglich, etwas davon mitzunehmen und zu untersuchen. Immer, wenn ich nach etwas gegriffen hatte, schien es sich zu entfernen.
 
Lange konnte ich mir die Sachen leider auch nicht anschauen, denn von unten wurde ein Lichtpegel immer größer.Somit wurden die Dinge um mich herum uninteressant. Das Licht wurde immer heller und blendete mich, bis es mich schließlich komplett verschlungen hatte. Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis ich aufgewacht bin. Auf einer satten grünen Wiese, vor mir eine breite, gepflasterte Straße.


DER WEG
 
Die Straße war wirklich seltsam. Sie schien endlos, wie alles in dieser verdrehten Welt. Die gelben Steine waren perfekt gepflastert, so etwas hatte ich noch nie gesehen. In weiter Ferne sah ich ein kleines Gebäude, wie eine Art Zollhäuschen. Da mich sofort die Neugier gepackt hatte, lief ich los. Als ich die Straße betrat, wurde mir sofort mulmig zu Mute. Es lief sich seltsam weich, wie auf Gummi. Außerdem schien sich der Weg zu winden wie eine Schlange. Wenn man das alles außer Acht las, war es ein entspannter Gang bis zum Zollhäuschen. Hier saß ein grimmiges Wesen und versperrte den Weg. Es war klein mit alten, knochigen Fingern und einer tiefen Stimme. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, denn es hatte eine Kapuze tief über dieses gezogen. Es erklärte mir, dass es nur den Weisesten der Weisen gestattet war, ihre Stadt zu betreten. Deswegen musste ich ein Rätsel lösen, um weiter zu kommen.
 
Da ich Rätsel liebte, war das ganze natürlich kein Problem für mich. Nachdem das geschafft war dachte ich, es wird nun eine entspannte Reise. Aber es war nicht das letzte Zollhäuschen. Eins nach dem anderen versperrte mir den Weg und ich musste viele Rätsel lösen. Die Wesen darin sahen auch irgendwie alle gleich aus. Man hätte fast meinen können, es wäre das gleiche und die Straße würde mich immer wieder zum gleichen Zollhäuschen bringen. Die seltsamem Pflastersteine machte das Ganze nicht leichter, nach relativ kurzer Zeit hatte ich schon Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. Irgendwann hatte ich auch aufgehört zu zählen, wieviele der verschiedensten Rätsel ich schon gelöst hatte. 

Dann plötzlich endete dieser Weg der Weisheit, wie ich ihn inzwischen nannte, mit einem Zollhäuschen, das genau wie die letzten war. Dann erbot sich mir ein unglaublicher Anblick.
 


NOCH MEHR WEISSE HASEN
 
Ich versuchte, mich an das Kaninchen zu erinnern, dem ich gefolgt bin. Hier stand ich nun, am letzten Zollhäuschen vorbei inmitten einer riesigen Kreuzung. Von hier gingen unzählige Wege, Straßen und Pfade ab, es sah aus wie das Wurzelsystem eines gewaltigen Baumes. Zwei Fragen beschäftigten mich. Erstens - Welcher Weg ist wohl der richtige, wenn es denn einen richtigen Weg gibt? Zweitens - Wie sah mein Kaninchen aus? Hier wimmelte es nur so von weißen Kaninchen! Sie hoppelten alle wild durcheinander, zumindest sah es auf den ersten Blick so aus. Bei genauerem hinsehen konnte ich kleine Unterschiede feststellen und einige trugen sogar Schleifen oder kleine Krawatten oder hatten eine andere Augenfarbe. Doch das half mir nicht weiter, mein Kaninchen ging total in dem ganzen Gewusel unter. Davon abgesehen hatte ich keine Ahnung, wie lange ich für die Rätsel gebraucht hatte - ich wusste nicht, ob es nicht schon längst über alle Berge war. Sofort fragte ich mich, ob es hier wohl Berge gab.

Etwas weiter entfernt entdeckte ich eine Art Durchgang. Dort waren tatsächlich Menschen! Wenn auch nicht viele wie ich feststellte, denn einer nach dem anderen verschwand zwischen diesem Rahmen und tauchte als weißes Kaninchen wieder auf.
Ich beeilt mich und rief den Menschen etwas zu, doch keiner nahm Notiz von mir. Leider waren alle verschwunden, als ich den seltsamen Torbogen erreichte. Hier war ein fast leerer Korb, einzig ein paar wenige Hasenohren lagen noch darin.
Ich beschloss, diese nicht anzufassen. Als Kaninchen machte ich bestimmt keine gute Figur und wer weiß, ob ich mich je wieder zurück verwandeln würde. Da möchte ich doch lieber ein Krieger bleiben.

Auf einmal fühlte ich mich beobachtet. Ich sah mich um, die meisten Kaninchen waren verschwunden. Doch eins saß auf einem der vielen Wege und starrte mich an. Das war bestimmt mein Kaninchen!

Ich zögerte nicht und lief auf das Tier zu. Aber es wartete nicht auf mich, sondern flitzte los - und ich natürlich hinterher.
 

DIE KARTE
 
Jetzt musste ich schon wieder diesem weißen Kaninchen hinterher laufen. Mir kam der Gedanke, dass es vielleicht auch ein Mensch sein könnte. Als ich schon wieder über ein Schlagloch stolperte hoffte ich, es lohnt sich wenigstens.

Mein neuer Weg war natürlich auch seltsam. Alle gut hundert Schritte entfernt war jeweils eine Art Steinaltar errichtet worden. Leider konnte ich nicht genau sehen, was darauf abgebildet war, denn mein Kaninchen legte ein ordentliches Tempo vor. Ich konnte immer nur ein paar verworrene Linien erkennen, aber sie ergaben für mich keinen Sinn. Tatsächlich war ich aber so beschäftigt damit gewesen, Blicke auf die Altäre im vorbei rennen zu erhaschen, dass nicht wieder auf den Weg an sich geachtet hatte. Vor mir tauchte ein grauenhafter Schatten auf und ich erschrak ein wenig, als ich mich plötzlich vor einem dichten Wald befand. Gerade konnte ich noch das weiße Kaninchen zwischen zwei Bäumen verschwinden sehen.

Als ich ebenfalls an dieser Stelle ankam, konnte ich einen schmalen Pfad entdecken, der jedoch von den Bäumen und Pflanzen des Waldes gänzlich verschluckt wurde. Außerdem war dort eine helle Ledertasche an einen Ast gehängt worden. Ich sah mich um, doch weit und breit war niemand zu sehen. Natürlich griff ich nach der Tasche, um meine Neugierde zu befriedigen. In ihr war ein zerknicktes Papier. Ich faltete es auseinander und wusste nun endlich, was die Linien bedeuteten: es war eine Karte! Aber sie ergab keinen Sinn. Ich lief zurück zum letzten Steinaltar, dort war nur ein Teil der Karte abgebildet. Ich musste aber weiter zurück, noch ein Teil der Karte. Aber die Steine waren zu schwer, um sie mitzunehmen. Endlich, nach dem vierten Altar, hatte ich es verstanden: die abgebildeten Kartenteile zeigten mir den Weg! Nun musste ich meine Karte nur so falten, wie die einzelnen Teile es vorgaben. Ein wenig ärgerte es mich, wieder ganz zurück laufen zu müssen.


Aber was macht man nicht alles für ein bisschen Neugierde und ein weißes Kaninchen...
 


DURCH DEN WALD

 
Ich weiß nicht genau, wie lange ich durch den Wald geirrt bin und wann genau ich angefangen habe, meine Neugierde zu bereuen. Die Karte war keine große Hilfe, ich hatte das Gefühl, ich lief im Kreis.

Hier gab es keinen Weg, nur jede Menge Bäume, Sträucher, Pflanzen und Unkraut.  Zumindest dachte ich das, denn einen Großteil der Flora hatte ich in Feo bisher noch nie gesehen.

Irgendwann hörte ich ein plätschern - das konnte nur Wasser bedeuten! Die Karte hat mich also doch richtig geführt, die blaue Linie war tatsächlich ein Bach. In der Nähe musste die eingezeichnete Quelle sein. Auf einmal wurde mir klar, wie hungrig und durstig ich war. Es gab ein paar Beeren hier und da und sonderbare Pilze, doch das war mir nicht sehr geheuer. Wer weiß, welche davon essbar waren oder auch nicht? Daher beschloss ich, lieber die Wasserquelle zu suchen. Das Kaninchen war sowieso weg.

Nach relativ kurzer Zeit hatte ich es nun endlich geschafft und mich durch das Gestrüpp gekämpft. Ich kam auf der Lichtung mit der Quelle an, von der ein schmaler Bach sich den Weg in ein anderes 'irgendwo hin' bahnte. Doch meinen Durst hatte ich vergessen, so überwältigt war ich von dieser Lichtung. Unglaublich, dass zwischen all der Dunkelheit einen solchen wunderschönen, bunten Ort gab. Es waren keine Blumen, sondern Farne in allen Farben und Größen, die durch das offene Blätterdach der Bäume am Rande der Lichtung die Sonne genossen. Grün, blau, rot, gelb, lila - und noch viele weitere Farben. Einige Farne waren so groß wie ein Haus, andere hätten locker auf meine Hand gepasst. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen, ließ die Ruhe und die Wärme auf mich wirken.

Es räusperte sich jemand. Erschrocken sah ich mich um. Mitten auf der Lichtung stand eine Frau. Eben gerade war sie noch nicht da gewesen.



EINE SELTSAME KISCHPAUSE

 
Ich starrte die Frau an, sie lächelte freundlich zurück. Es war unmöglich zu schätzen, wie alt sie war. Sie hatte graues Haar und eine etwas gekrümmte Haltung, doch ihr Gesicht wirkte jünger und frisch. Sie trug ein buntes Gewand, aber bei weitem nicht so leuchtend wie die Farne um uns herum. Sie begrüßte mich und deutete auf den großen Korb in ihrer Hand. Ich konnte keine Waffen an ihr sehen und trat näher.
 
Dann holte sie aus dem Korb zwei Becher aus Ton hervor und erklärte, damit könnten wir Wasser aus der Quelle trinken, es sei herrlich frisch. Ich fragte die Frau, wer sie war. Sie antwortete lächelnd, dass sie mir helfen wolle und gab mir einen Becher. Nachdem die Becher voll waren, sie zuerst getrunken hatte und nichts passiert war, trank ich ebenfalls. Sie hatte recht, das Wasser war wunderbar und ich füllte meinen Becher erneut.

Dann griff die Frau erneut in ihren Korb und holte eine große Tonschale mit Kirschen hervor. So große und so rote Früchte kannte ich von zu Hause auch nicht. Auch hier wartete ich, bis sie welche gegessen hatte, bevor ich mich bediente. Ich wusste gar nicht, dass Kirschen so gut schmecken konnten! Es ist schwer zu beschreiben, sie schmeckten wie die reinste Form von Kirschen, als wären alle anderen, die ich bisher gegessen hatte, nur billige Ableger gewesen. 

Die Frau schwieg und nach sehr vielen leckeren Kirschen beschloss ich, sie freundlich nach dem Kaninchen zu fragen. Sie nickte mir zu und bat mich, ihr die Karte zu zeigen. Woher sie wusste, dass ich diese hatte, wollte sie mir nicht verraten. Aber da die Frau nicht seltsamer war als die meisten andere Dinge hier, fand ich mich damit ab. Auf der Karte war ein See, sie zeichnete mit dem Finger einen Weg durch den Wald und erklärte mir, wie ich am besten dort hinkommen würde. Sie versprach mir, dass ich dort finden würde, was ich suchte. 

Ich hoffte so sehr, sie würde recht behalten und verabschiedete mich. Aber nicht ohne ihr für die Hilfe zu danken, denn nun konnte ich frisch gestärkt meine Suche nach dem weißen Kaninchen fortsetzen. Ein letztes Mal sah ich mich um, damit ich mich noch lange an dieses Bild der Lichtung erinnern würde können.
 


AM SEE

 
Diesmal wusste ich genau, wo ich war und wo ich hingehen musste, daher erreichte ich den See ziemlich schnell. Wunderschön glitzerte das Wasser am frühen Nachmittag in der Sonne. Die Oberfläche war spiegelglatt und nur hier und da zogen sich seichte Wellen über das Ufer. Dahin ging ich, denn an diesem Ufer stand ein Mann. Er war ebenso gekleidet wie die Frau und wirkte genauso jung und genauso alt zugleich. Ich hätte schwören können, seine Ohren waren etwas zu lang für einen Menschen. Er begrüßte mich freundlich und ich stellte mich vor. Nachdem ich erfahren hatte, dass die beiden die Dorfältesten waren, bekam ich nun endlich Antworten auf meine Fragen. Er war tatsächlich das verzauberte Kaninchen, das mich hergelockt hatte. Sie brauchten Hilfe von außerhalb für einen fürchterlichen Krieg, der sie bald zu zerstören drohte. Er hatte mich wohl längere Zeit beobachtet, bevor er mich ausgewählt hatte. Wir unterhielten uns sehr, sehr lange. Er erzählte mir alles über sein Dorf, diese Welt und den Ursprung des Krieges. 

Doch diese wunderbare Geschichte über diesen Ort würde mein Tagebuch sprengen, aber ich nahm mir fest vor, sie gesondert niederzuschreiben. Alles was er erzählte, zog mich auf seine Seite und die seines Volkes.

Plötzlich schlug das Wasser des Sees Wellen und ein riesiger Goldfisch machte einen Luftsprung, um dann wieder laut platschend im Wasser zu landen. Und mit riesig meine ich riesig, er hatte ungefähr die Größe des Karrens auf dem Stadtplatz!

Der Mann hatte meine Miene bemerkt und daraus geschlossen, dass die mir bekannten Goldfische um einiges kleiner waren. Also erklärte mir der Älteste, wie einige Tiere so groß geworden sind. Hier in der Welt des Kaninchenlochs gab es sehr viele Zauber und Geheimnisse. Nun sollte diese Welt zerstört werden? Eins war klar: Ich würde ihnen um jeden Preis helfen, um dies zu verhindern!
 


DIE STADT

Wir machten uns kurz danach auf den Weg in die Hauptstadt. Der Älteste nutzte jede Sekunde, um mir diese wunderbare Welt zu erklären und ich saugte die Informationen regelrecht auf. Meine Umgebung nahm ich kaum wahr, nur dass der Wald sich langsam lichtete und wir an weiten Feldern mit einzelnen Bauernhöfen vorbeizogen. Der Krieg hier in diesem Land wütete anscheinend schon Jahrzehnte, ohne Sieger. Bisher waren die Kontrahenten immer ausgeglichen gewesen, doch irgendwas schien sich auf der dunklen Seite zusammen zu brauen.

Viel zu schnell waren wir am Ziel. Ich war überwältigt von der Zahl der Menschen und den prunkvoll verzierten Gebäuden im Stadtinneren. Ich hatte keine richtige Stadt erwartet und doch stand ich nun mitten im Geschehen. Der alte Mann führte mich direkt in ihr Allerheiligstes - die große Bibliothek. Regale über Regale mit unzähligen Büchern in allen Ausführungen so weit das Auge reichte und hier und da eine gemütliche Leseecke. Ich war im Himmel!

Leider ging der Älteste auch hier schnellen Schritts durch, sodass ich nicht mal ein paar der Buchrücken studieren konnte. Schließlich blieben wir stehen, anscheinend in der Mitte des Gebäudes, und befanden uns vor einem seltsamen Phänomen. Eine Truhe schien in den Boden eingelassen worden zu sein, komplett umgeben von Glas.

Der Alte erklärte mir, dass ein mächtiger Zauber die Geheimnisse der Truhe schützen würde. Er wurde vor langer Zeit gesprochen und niemand der noch lebt kenne eine Möglichkeit den Bann zu brechen. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Was auch immer da drin sein mochte, ich wollte es unbedingt wissen!
 


DER KAMPF

Ich hatte keine Zeit, weiter über die Truhe nachzudenken, denn auf einmal wurde das Gebäude erschüttert.
 
Die Stadt wurde angegriffen! Alle liefen durcheinander und schrien, es war furchtbar.
Der Älteste sah mich an, Tränen in den Augen, und flehte mich an, ihnen zu helfen.
Ich atmete tief durch. Mit Schlachten kannte ich mich aus, doch ich hatte keine Ahnung, mit was wir es hier zu tun hatten. Theoretisch brauchten wir Zeit, doch die hatten wir nicht. Ich bat den Ältesten um einen Lageplan der Stadt und um Informationen über die Angreifer. Er schickte jemanden los, um die Pläne zu holen und erzählte mir alles was er wusste über die Armee. Tatsächlich wurde sie vom Kürbiskönig geführt und die Soldaten trugen Kürbisse auf dem Kopf anstatt Helme. Ich dachte erst, er will mich auf den Arm nehmen... Sie kämpfen also gegen eine Gemüse-Armee.
 
Es dauerte eine Weile, bis ich die Karten studiert und alle Informationen über die eigenen Soldaten und die Kürbisarmee zusammen getragen und ausgewertet hatte. Die Stadt war weiterhin unter Beschuss und Kämpfe wüteten mittlerweile auch in den Straßen. Die Schreie waren furchtbar und es viel mir schwer mich zu konzentrieren, doch meine Ausbildung als Krieger war hier sehr von Vorteil.
Endlich war es dann soweit: der Schlachtplan stand fest. Ich hatte einige Hinterhalte geplant und der Älteste hatte die Anführer der Armee kommen lassen und schnell wurde alles besprochen. Sie waren so dankbar, dabei hatten wir noch gar nicht begonnen, zurück zu schlagen.
 
Natürlich schloss ich mich den Kriegern an, ich wurde auch wirklich gut ausgestattet mit einer fein gearbeiteten Rüstung und einem perfekt ausbalanciertem Schwert.
Es grenzt an ein kleines Wunder, dass ich hier noch in meinem Tagebuch schreiben kann und überlebt habe. Wir waren zahlenmäßig unterlegen gewesen und nicht jede List hatte Erfolg. Es war eine verrückte Schlacht gewesen, die feindlichen Krieger trugen tatsächlich Kürbisse aus Eisen auf den Köpfen.
 


DIE TRUHE

In Geschichten und Erzählung wird immer nur erwähnt, wie tapfer alle Krieger waren und welchen Ruhm sie durch den Sieg einer Schlacht geerntet haben. Die Wirklichkeit sieht anders aus.
Schmutz, Blut, Schmerzen, Tod und tiefe Trauer, dies alles begleitete uns mehrere Tage. Ich hatte sogar für kurze Zeit die geheimnisvolle Truhe vergessen. Es war furchtbar, hinter einer Schlacht "aufräumen" zu müssen, bald schlimmer als der Kampf selbst. Keiner fühlte sich wie ein Sieger, denn zu viele Freunde und Familien hatten ihr Leben gelassen.
Als wäre das nicht schon genug, viel die nächste Katastrophe über die Stadt herein: ein Hexenmeister des Kürbiskönigs war aufgetaucht. Außerhalb der Mauer, so erfuhren wir, beschützt von den stärksten Kriegern, fing er mit einem Ritual an, was die Toten wieder zum Leben erwecken sollte. Eine Armee von Zombie Kürbissen, das wäre der Untergang der Stadt gewesen.

Glücklicherweise aber gab es hier auch einen Magier, der sich dem bösen Hexenmeister stellte. Mit viel Muskelkraft überwältigten ein paar Krieger und ich die Feinde, sodass unser Magier angreifen konnte.
Diesem stillen Kampf der Geister zuzusehen, war haarsträubend. Keine Miene wurde verzogen, sie duellierten sich mental. Ab und an schoss ein Lichtblitz durch die Gegend und zum Glück forderten diese Geschosse keine weiteren Opfer.
Wir konnten nur zusehen, der Älteste hatte Tränen in den Augen. Nach einer Ewigkeit ertönte ein schriller Schrei und der dunkle Hexenmeister viel um - besiegt und tot. Kurz darauf kippte auch unser Magier um, der Kampf hatte seinen Tribut gefordert. Doch er hatte uns alle gerettet. Betrübt nahm mich der Älteste mit in die Bibliothek und als wir vor der Grube mit der Truhe standen, fiel sie mir auch wieder ein. Der Schutz war verschwunden und sie stand einfach nur da.
Der Mann erklärte mir, dass mit dem Tod des Magiers auch sämtliche Schutzzauber ihre Wirkung verloren hatten. Die Truhe war nicht länger sicher. 

Bevor der Älteste es ausgesprochen hatte wusste ich es: ich sollte die Geheimnisse in ihr mit in meine Welt nehmen, damit die Stadt ein für alle Mal sicher war und sich wieder erholen konnte.
Also wurden alle Vorkehrungen für meine Rückkehr nach Hause getroffen.


 

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